europa, diese flüchtende

europa, diese flüchtende

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Angst zu verlieren - Wo das Wichtigste schon verloren ist
Imaginäre Schuld, Angst zu verlieren, wo das Wichtigste schon verloren ist,
lächerliche Grenzen der kleinen nationalen Unterschiede.
In Europa schürt der Mythos der Krise die Angst und richtet Grenzen wieder auf,
von denen wir glaubten, sie gehörten längst der Vergangenheit an.

Gefangen in diesem Teufelskreis entzweien sich die europäischen Nationen und überlassen das Feld der freien Ausbreitung des neoliberalen Chaos.

Dem widersetzen sich die Bürger überall auf der Welt und stellen sich der Herausforderung, Europa vor sich selbst zu retten.
Im Herzen der globalisierten Welt ersinnen sie ein multipolares Europa,
ein Europa der Zuflucht, ohne Grenzen.

Mit ihrer aktiven Gastfreundschaft geben sie dem wieder einen Sinn, was die oberste aller politischen Utopien bleibt : Der öffentliche Raum. Der Raum, der vom Austausch lebt. Der Raum des Sprechens und des Widerspruches.

Was vermag Kultur in diesem Kontext? Zu sprechen und zu widersprechen. Sprechen, damit niemand sich anmaßt, Recht zu haben. Widersprechen, damit ein jeder sich berechtigt fühlt, seine Wahrheit auszusprechen.

Catherine Perret ist Professorin für Philosophie an der Universität Paris X – Nanterre. Von 1995 bis 2001 war sie Programmleiterin des Collège international de philosophie. Catherine Perret schreibt regelmäßig Artikel über zeitgenössische Kunst für französische Zeitschriften und für Ausstellungskataloge. Ihr jüngstes Buch "Lenseignemant de la torture" erlangte weltweiten Ruhm und gilt als derzeit wichtigstes Werk zur Politik der Folter.

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Originaltext

Dette imaginaire, peur de perdre quand l’essentiel est perdu, frontières dérisoires des petites différences nationales.
En Europe, le mythe de la crise provoque la peur et réédifie des frontières que nous croyions révolues.

Enfermées dans ce cercle vicieux, les nations européennes se redivisent et laissent le champ libre à l’expansion du chaos néo-libéral.

Partout dans le monde, faisant front contre l’état de fait, des citoyens relèvent le défi de sauver l’Europe contre elle-même. Au coeur du monde globalisé, ils inventent une Europe multipolaire, une Europe réfugiée et sans frontières.

Par leur hospitalité active ils redonnent un sens à ce qui demeure la première des utopies politiques : l’ espace public. L’espace vivant de l’échange. L’espace de la parole et de la contradiction.

Que peut la culture dans ce contexte? Parler et contredire. Parler pour que personne ne s’arroge le droit de dire le vrai. Contredire pour que quiconque se sente le droit de dire sa vérité.