Krise, Geldkrise, Mid-life-crisis-, Finanzkrise, Weltwirtschaftskrise, Lebenskrise und Sinnkrise, Flüchtlingskrise.
Gilt die Stimme der Vernunft noch etwas, wenn eine Krise ausgerufen wird?
Seit Monaten erlebe ich eine Nachrichtenkrise. Nachrichten zu Flüchtlingen kommen aus Hunderten von Redaktionen, werden durch Twitter multipliziert, versehen von Hinz und Kunz mit einem 140ZeichenStatement, so häufen und stapeln sich die Meinungen, finden ihren Weg zu Facebook, werden geteilt, wieder getwittert, bei Google+ eingestellt. Das sind die Buschbrände. Talkshows mühen sich um Waldbrände, wenn am Wochenende möglichst kontrastreich getalkt wird. Infotainment. Es werden Fragen gestellt, die auf dem Prinzip des Clickbaiting fussen, Fragen die wie ein Verkehrsunfall wirken, deren Schaden nicht wieder gutzumachen ist.
Ich bin so müde davon, dass ich ein Ereignis sehe, das tausendfach ausgeschlachtet, zerteilt in Hunderte von Begebenheiten, Ereignissen. Ich bin umzingelt von Meinungen, die beeinflussend und manipulierend wirken, wenn der Strom der Nachrichten zu stark anschwillt.
Mittlerweile braucht niemand mehr das Wort Krise zu nutzen, jetzt gibt es Worte, die funktionieren sogar ohne Krise in der Nähe des Wort- und Sinnumfeldes, weil ihnen die Krise zugeschoben wurde. Zum Beispiel: Flüchtling. Und: Wir schaffen das.
Tania Folaji, Auorin von Theaterstücken, Filmen, Prosa und Essays, nigerianisch/deutsche Herkunft